Dieser Text stammt von der Klasse Zi 71 und 72 der Max-Bill-Schule aus Berlin:
„Actiontouren – leben, lernen e.V.“ ist ein gemeinnütziger Verein mit einem Grundstück in Welzin bei Lübz – einem Ort mit nur einer handvoll Häusern. Dort befindet sich unter anderem ein denkmalgeschütztes, sanierungsbedürftiges Gutshaus. Der Verein bietet regelmäßig Bauwochen an, in denen Kinder und Jugendliche an dem Gutshaus arbeiten und so an handwerkliches Arbeiten herangeführt werden.
Seit 2015 fahren beide Zimmererklassen der Max-Bill-Schule einmal jährlich für jeweils eine Woche in den Norden, um dort Teile des Gutshauses zu restaurieren.
Der Tag in Welzin beginnt mit einem gemeinsamen Kaffee und einer Besprechung, bei der sich alle in kleine Teams einteilen um dann selbstständig zu arbeiten, zu kochen oder einzukaufen. Es ist also keine gewöhnliche Klassenfahrt, aber auch keine gewöhnliche Baustelle. Alle Schritte werden im Kollektiv besprochen und entschieden, wodurch Azubis nicht nur die Ausführenden, sondern auch Teil der Planung und Ideenfindung sind – was es auch für die Lehrer nicht immer leichtmacht und für alle schon mal anstrengend werden kann.
Als Projekt für dieses Jahr war die Restaurierung des südlichen Teils der Ostwand vorgesehen. Wir begannen mit der ausführlichen Planung des Bauablaufs und der Einrichtung der Baustelle. Es musste beispielsweise dafür gesorgt werden, dass der kniehohe Rasen gemäht, ein Gerüst aufgebaut und ein genaues Aufmaß genommen wird. Als die vorbereitenden Maßnahmen beendet waren, begann der Rückbau der vorhandenen Fachwerkwand. Begonnen wurde mit dem Abfangen der Lasten aus dem Dach, da es sich um eine tragende Außenwand handelt. Sobald keine Last mehr auf der Wand ruhte, konnten die Ziegelsteine aus den Gefachen entnommen werden. Im Anschluss konnte die unter den Querhölzern verlaufende – sogenannte Rollschicht – entfernt werden, wodurch es möglich war, die restlichen Hölzer Stück für Stück rückzubauen. Zeitgleich wurden alle Hölzer systematisch nach Position und Art nummeriert und auf dem Plan markiert. Als das nach zwei Tagen geschafft war, konnte es mit den eigentlichen Holzarbeiten losgehen. Dazu hat sich jedes Zweierteam aus der vorhandenen Literatur eine passende Reparaturverbindung ausgesucht. Dann ging es ans Anreißen und Ausarbeiten, wobei besonders auf Genauigkeit geachtet werden musste, um am Ende eine gute Verbindung zu erreichen. Das Bearbeiten des Eichenholzes stellte für uns eine ungewöhnliche Herausforderung dar, da es sich dabei um sehr hartes und schweres Holz handelt. Allerdings wird Eiche auf herkömmlichen Baustellen selten verwendet, sodass wir uns über die Chance freuten, mit diesem Holz zu arbeiten.
Zum nächsten spannenden Schritt kam es dann, als alle Verbindungen fertig waren, denn nun konnten die Verbindungen getestet und möglicherweise noch nachgearbeitet werden. Als alles zusammengesteckt werden konnte, wurde einmal tief durchgeatmet, die Wand dann endgültig eingesetzt und mit Holznägeln verbunden. Mit dem finalen Einbau der restaurierten Wand war die Arbeit für uns Zimmerer erledigt und die Baustelle vorbereitet für die nach uns folgenden Maurer.
Wir freuen uns darüber, dass Projekte wie Welzin existieren und wir die Möglichkeit hatten, unseren Teil dazu beizutragen. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an Frederik und den Verein und an unsere Lehrer für die Organisation und Planung.