Jahresbrief Januar 2021

Jahresbrief Januar 2021

Liebe Förderinnen, Unterstützer, Freundinnen und Freunde von „Actiontouren“!

Im letzten Jahr sind wir abgehoben, haben uns in die Vogelperspektive begeben und von oben drauf geschaut. Klingt verrückt? Das Jahr war ver-rückt!

Es gab abgesagte Bauwochen, Kanu-Tagestouren auf denen die Wasserpolizei uns an den gebotenen Abstand auf dem Wasser erinnerte und wir fast so viel Desinfektionsspray wie Wasserflaschen dabei hatten. Es gab Bauwochen ohne Kinder und ein Beherbergungsverbot in Mecklenburg-Vorpommern, das jede „Einreise“ spannend machte.

Und es gab den Abschluss der zweiten Leader-geförderten Bauphase am Gutshaus. Wir können jetzt mit Erdwärme und umweltfreundlicher Scheitholzheizung heizen und hätten warmes Wasser in den Duschen. Auch Toiletten sind nun in genügender Anzahl vorhanden, und alle Räume des alten Hauses sind von neuen Leitungen durchzogen, die nur darauf warten, unter Putz gelegt zu werden.

Es gab einen großartigen Kultursommer: Sechs Wochenenden mit Open-Air-Programm vor der bezaubernden abendlichen Kulisse des Gutshauses und der alten Scheune, großartige Gruppen und Künstler*innen, verantwortungsvolle und dankbare Gäste von nah und fern und echte Currywurst mit Pommes Rot Weiß. Und das Alleinstellungsmerkmal des zweiten Welziner Kultursommers: Beim Aufhängen der Werbung merkten wir, dass wir die Einzigen sind, die den Menschen in weiterer Umgebung ein nach allen Regeln der Kunst verantwortetes Kulturprogramm anbieten und damit den Sommer etwas schöner, geselliger und kommunikativer machen konnten. Entsprechend gut besucht waren die Abende, entsprechend durchdacht das Hygienekonzept.

Und dann sind wir abgehoben, haben uns in die Vogelperspektive begeben und einmal von oben drauf geschaut. Dabei haben wir eigentlich nur unsere Hausaufgaben gemacht. Inzwischen ist nämlich so viel in Haus und Garten passiert, dass wir mit dem Bauamt zusammen auf eine Bauleitplanung zugehen, um den Stand der Dinge auch bei den Behörden nachvollziehbar zu machen. Und dafür sollten wir abheben und von oben draufschauen. „Denken sie groß“, riet man uns in der oberen Baubehörde, „schließen Sie sich einen Abend ein, schauen Sie auf Ihr Grundstück, spinnen Sie, träumen Sie, und zeichnen Sie alles in einen Plan, was sie sich „An der Eiche 13“ vorstellen können.“

Gesagt, getan. Ein Konzept entstand, in dem wir vier Nutzungsbereiche ausgemacht haben:

1. Das „Gutshaus und die Containerscheune“: Sie sind das offensichtliche Zentrum unserer Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien – ein Bereich der sich schnell auch für andere Nutzungsgruppen erschließt, die im Einklang mit unserer Satzung arbeiten: Soziale Träger, Vereine, Schulklassen, Berufsschulen, Gemeinden.

2. Ein „Natur- und Erholungscamp“, das – wie bereits über viele Jahre erprobt – dazu einlädt, direkt in der Natur zu leben, in einfachen Bauwagen, beinahe unter dem freien Himmelszelt, einfach, natürlich, elementar und inmitten der kleinen Wildnis hinter dem großen Gutshaus.

3. Der „Kultur und Begegnungsort Welzin“, der mit seinem verfallenen Dorfgemeinschaftshaus, in dem bereits der erste Kultursommer 2019 stattfand, nur darauf wartet, wieder zum Mittelpunkt des kommunikativen, gemeinnützigen und intergenerationellen Dorflebens ausgebaut zu werden.

Und 4. der „Lerngarten“, der auch im zurückliegenden Jahr intensive Pflege erfuhr, Früchte trug und sich bald schon organisch mit dem kleinen Teich und den stetig wachsenden Streuobstwiesen zu einem Großen und Ganzen zusammenfügen wird, bis irgendwann einmal Schafe oder Ziegen dort eine Weide finden, Gemüse angebaut und Obst gepresst und auf Flaschen gezogen wird.

Zugegeben, wir haben ziemlich groß gedacht und denken nicht, dass sich alles so einfach umsetzen lässt. Aber das dachten wir ja vor vielen Jahren auch, als wir vor einem Gutshaus standen, dessen Fenster verrotteten, dessen Rückwand abgesackt war, dessen Dach gefährliche Durchhänger und Löcher aufwies und dessen einzige Bewohner eine Waschbärenfamilie war, die es sich in der Ruine gemütlich gemacht hatte.

Alles in allem schauen wir auf ein gutes Jahr zurück. Und unser Engagement zeigt uns, dass wir auch in dieser besonderen Zeit gut aufgestellt sind: Wir können kaum auf Routinen zurückgreifen und planen geht nur mit einer großen Offenheit und Flexibilität. Es scheint, dass unser Name wieder einmal Programm ist: Wir lernen leben. Täglich neu. Und in diesem ver-rückten Jahr hält uns das am Leben.

Wir danken Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Unterstützung, Ihren langen Atem, Ihr geduldiges Mittun und Ihr freundliches, gelegentliches Kopfschütteln und Schmunzeln. Alles Dinge, die wir in Zeiten von Corona gut gebrauchen können. Und nun ist das C-Wort doch noch aufgetaucht. Bleiben sie behütet und guten Mutes!

Herzliche Grüße und viele gute Wünsche für ein gesundes, gelassenes und in allem gesegnetes 2021!

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